Montag, 29. Juli 2013

Stadyen Traktar

18.07.2013  Dinamo Minsk 1:2 Lokomotiv Zagreb - ca. 4.900 Zuschauer
                   Weißrussland, UEFA Europa League, 2. Runde

Am nächsten Tag nach dem Spiel in Sosnowiec ging es von Katowice nach Krakow mit dem Zug, der für 77km planmäßig ganze 2,5 Stunden braucht. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es anschließend in einen modernen Reisebus, um ins ~800km entfernte Vilnius zu fahren. In Vilnius hielt ich mich für Tourverhältnisse sehr lange auf, drei Tage und besuchte Freunde, die ich auf der letztjährigen Skandinavien/Baltikumtour kennengelernt habe und auch das Champions League Qualifikationsmatch zwischen Ekranas Panevezys und FH Hafnarfjordur. Da dieses Stadion bereits letztes Jahr besucht wurde, gehe ich nicht weiter darauf ein.

Am Donnerstag morgen dann ging es mit einer weiteren Busfahrt von Vilnius in die Hauptstadt von Belarus/Weißrussland Minsk. Da ich im Vorfeld von Belarus nicht viel positives gehört habe (Internetzensur, Todesstrafe - auch wen nur äußerst selten verübt -, Misstrauen gegenüber dem Westen, viele Lenin/Stalin/Kriegsdenkmäler) und im Visumsantrag eingetragen werden musste, wo man die Nacht verbringt, entschied ich mich tatsächlich in das gebuchte Hostel einzucheken anstatt das bewährte Couchsurfingsystem zu nutzen, um eventuellen Problemen vorzubeugen.
Natürlich habe ich von Belarus nicht viel gesehen, da ich nur etwa 30 Stunden in der Hauptstadt war, doch die Eindrücke die ich bekommen konnte, waren rundum positiv und die oben genannten Vorurteile trafen nicht wirklich zu. Alle Menschen mit denen ich in der Zeit in Kontakt kam waren sehr freundlich, hilfsbereit und weltoffen. Eigentlich erzählten die meisten, das Land später einmal verlassen zu wollen, doch die Regierung versucht mit verschiedenen Gesetzen und Regelungen dagegen zu wirken.

Die Stadt selber hat nicht viele touristische Sehenswürdigkeiten zu bieten, sodaß ich sagen würde, wer sich nicht gerade für die Entwicklung der Städte der ehemaligen Sowjetunion interessiert – oder eben für Fußball- muss hier nicht herkommen. Der Obelisk am Siegesplatz ist ganz hübsch, dass wars dann aber auch. Dennoch gilt es über Minsk zu sagen, dass die Stadt ziemlich groß aber sauber und gepflegt erscheint. Ich konnte keine Obdachlosen, Schnorrer oder Bettler vernehmen, weiß aber natürlich auch nicht, was sonst mit solchen Leuten geschieht. Auch habe ich mir sagen lassen, dass die Stadt offener für Touristen werden möchte und auf den Tourismus zukünftig bauen will. ? Da sehe ich jedoch einige Probleme: Das teure und relativ umständlich zu bekommende Visum, die fehlenden Sehenswürdigkeiten und die fehlende Übersetzung des kyrillische ins lateinische. Ich hatte damit so meine Probleme und musste sozusagen ständig Hieroglyphen vergleichen und war dementsprechend froh, dass die zwei Dänen aus dem Hostel, mit denen ich umherlief und sie mit zum Spiel nahm, etwas russisch konnten.

Kommen wir nun zum wesentlichen, zum Fußball. Ja, was soll ich großartig sagen? Ich finde sowieso immer alles geil, wo ich bin, so auch das Stadyen Traktar. Das 1968 gebaute Stadion ist ein für Osteuropa typisches, unüberdachtes Rund mit Laufbahn und Platz für ~17.000 Menschen.
Zur zweiten Qualifikationsrunde der Europa League verabredeten sich heute also Dinamo Minsk und der kleinere Club aus Zagreb, Lokomotiv zum Tanz. Vor mindestens 5.000 Zuschauern entwickelte sich ein flottes, Phasenweise sehenswertes Spiel, dass die Heimmanschaft sehr unglücklich mit 2:1 verlor. Die Offizielle Zuschauerzahl betrug 4.900, doch standen noch locker 100, eher 200 Leute auf einem Hang hinterm Zaun außerhalb des Stadions und beobachten das Spielgeschehen. Die zwei Dänen und ich schmunzelten zwar über den Eintrittspreis, wir gönnten uns die teuersten Karten für 37.000 Rubel, umgerechnet etwa 3,1 Euro, doch da sieht man, wie arm viele Menschen in diesem Land wirklich sind. Den Preis der günstigsten Karte habe ich leider vergessen, um dies noch deutlicher aufzeigen zu können. Der Support der Dinamo Kurve war durchgehend verhältnismäßig laut. Besonders schön war das Intro der Weißrussen, indem sie ihren Block in ein Meer aus Doppelhaltern und Fahnen erleuchten ließen. Das sah wirklich sehr geil aus!

Einen weiteren Gänsehautmoment gab es, als die Kurve den Rest des Stadions dazu aufforderte, aufzustehen und mitzumachen. Geschlossen im Takt brüllte das Stadion die Silben DI-NA-MO, DI-NA-MO, DINAMO, DINAMO, wie man es aus Dresden kennt. Alter, es waren nur ~5000 Leute im Stadion und nur eine Kurve sowie die Haupttribüne waren besetzt, doch das war verdammt laut und schallte ordentlich vom gegenüberliegenden Hügel/Berg zurück! Wirklich schade, dass es diese gemeinsame Geschreieinlage nur einmal gab und sie nicht wiederholt wurde. Insgesamt ein super Abend bei Temperaturen um die 30°C!












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