Weißrussland, UEFA Europa League, 2. Runde
Am
nächsten Tag nach dem Spiel in Sosnowiec ging es von Katowice nach
Krakow mit dem Zug, der für 77km planmäßig ganze 2,5 Stunden
braucht. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es anschließend in einen
modernen Reisebus, um ins ~800km entfernte Vilnius zu fahren. In
Vilnius hielt ich mich für Tourverhältnisse sehr lange auf, drei
Tage und besuchte Freunde, die ich auf der letztjährigen
Skandinavien/Baltikumtour kennengelernt habe und auch das Champions
League Qualifikationsmatch zwischen Ekranas Panevezys und FH
Hafnarfjordur. Da dieses Stadion bereits letztes Jahr besucht wurde,
gehe ich nicht weiter darauf ein.
Am Donnerstag morgen dann ging es mit
einer weiteren Busfahrt von Vilnius in die Hauptstadt von
Belarus/Weißrussland Minsk. Da ich im Vorfeld von Belarus nicht viel
positives gehört habe (Internetzensur, Todesstrafe - auch wen nur
äußerst selten verübt -, Misstrauen gegenüber dem Westen, viele
Lenin/Stalin/Kriegsdenkmäler) und im Visumsantrag eingetragen werden
musste, wo man die Nacht verbringt, entschied ich mich tatsächlich
in das gebuchte Hostel einzucheken anstatt das bewährte
Couchsurfingsystem zu nutzen, um eventuellen Problemen vorzubeugen.
Natürlich habe ich von Belarus nicht
viel gesehen, da ich nur etwa 30 Stunden in der Hauptstadt war, doch
die Eindrücke die ich bekommen konnte, waren rundum positiv und die
oben genannten Vorurteile trafen nicht wirklich zu. Alle Menschen mit
denen ich in der Zeit in Kontakt kam waren sehr freundlich,
hilfsbereit und weltoffen. Eigentlich erzählten die meisten, das
Land später einmal verlassen zu wollen, doch die Regierung versucht
mit verschiedenen Gesetzen und Regelungen dagegen zu wirken.
Die Stadt selber hat nicht viele
touristische Sehenswürdigkeiten zu bieten, sodaß ich sagen würde,
wer sich nicht gerade für die Entwicklung der Städte der ehemaligen
Sowjetunion interessiert – oder eben für Fußball- muss hier nicht
herkommen. Der Obelisk am Siegesplatz ist ganz hübsch, dass wars
dann aber auch. Dennoch gilt es über Minsk zu sagen, dass die Stadt
ziemlich groß aber sauber und gepflegt erscheint. Ich konnte keine
Obdachlosen, Schnorrer oder Bettler vernehmen, weiß aber natürlich
auch nicht, was sonst mit solchen Leuten geschieht. Auch habe ich mir
sagen lassen, dass die Stadt offener für Touristen werden möchte
und auf den Tourismus zukünftig bauen will. ?
Da sehe ich
jedoch einige Probleme: Das teure und relativ umständlich zu
bekommende Visum, die fehlenden Sehenswürdigkeiten und die fehlende
Übersetzung des kyrillische ins lateinische. Ich hatte damit so
meine Probleme und musste sozusagen ständig Hieroglyphen vergleichen
und war dementsprechend froh, dass die zwei Dänen aus dem Hostel,
mit denen ich umherlief und sie mit zum Spiel nahm, etwas russisch
konnten.
Kommen
wir nun zum wesentlichen, zum Fußball. Ja, was soll ich großartig
sagen? Ich finde sowieso immer alles geil, wo ich bin, so auch das
Stadyen Traktar. Das 1968 gebaute Stadion ist ein für Osteuropa
typisches, unüberdachtes Rund mit Laufbahn und Platz für ~17.000
Menschen.
Zur
zweiten Qualifikationsrunde der Europa League verabredeten sich heute
also Dinamo Minsk und der kleinere Club aus Zagreb, Lokomotiv zum
Tanz. Vor mindestens 5.000 Zuschauern entwickelte sich ein flottes,
Phasenweise sehenswertes Spiel, dass die Heimmanschaft sehr
unglücklich mit 2:1 verlor. Die Offizielle Zuschauerzahl betrug
4.900, doch standen noch locker 100, eher 200 Leute auf einem Hang
hinterm Zaun außerhalb des Stadions und beobachten das
Spielgeschehen. Die zwei Dänen und ich schmunzelten zwar über den
Eintrittspreis, wir gönnten uns die teuersten Karten für 37.000
Rubel, umgerechnet etwa 3,1 Euro, doch da sieht man, wie arm viele
Menschen in diesem Land wirklich sind. Den Preis der günstigsten
Karte habe ich leider vergessen, um dies noch deutlicher aufzeigen zu
können. Der Support der Dinamo Kurve war durchgehend verhältnismäßig
laut. Besonders schön war das Intro der Weißrussen, indem sie ihren
Block in ein Meer aus Doppelhaltern und Fahnen erleuchten ließen.
Das sah wirklich sehr geil aus!
Einen
weiteren Gänsehautmoment gab es, als die Kurve den Rest des Stadions
dazu aufforderte, aufzustehen und mitzumachen. Geschlossen im Takt
brüllte das Stadion die Silben DI-NA-MO, DI-NA-MO, DINAMO, DINAMO,
wie man es aus Dresden kennt. Alter, es waren nur ~5000 Leute im
Stadion und nur eine Kurve sowie die Haupttribüne waren besetzt,
doch das war verdammt laut und schallte ordentlich vom
gegenüberliegenden Hügel/Berg zurück! Wirklich schade, dass es
diese gemeinsame Geschreieinlage nur einmal gab und sie nicht
wiederholt wurde. Insgesamt ein super Abend bei Temperaturen um die
30°C!
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